Die meisten Reiter im Land sind immer noch Mädchen. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) rief bundesweit Reit- und Fahrvereine auf, etwas gegen das Missverhältnis der Geschlechter zu tun. Jungs ans Pferd zu bekommen ist nicht so schwer, sie nachhaltig dabei zuhalten und zu motivieren bedarf des Ideenreichtums und Einfühlungsvermögens.

Heike Petersen organisiert einmal im Jahr für pferdebegeisterte Jungs und andere Interessierte ein Sommerferiencamp. Auch Nichtreiter können teilnehmen und sich von der Gemeinschaft, dem attraktiven Angebot der vielseitigen Freizeitaktivitäten und von den Qualitäten der Pferde überzeugen lassen. Beim Sommercamp steht nicht unbedingt das Reiten im Vordergrund. Besonders wichtig ist, ein gutes Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe zu schaffen und die vielfältigen Freizeitaktivitäten zu erleben. Zum sechsten Mal fand Ende August das Sommerferien Camp auf dem Gut Perdoel, der Familie Hirschberg statt. Die Jungs freuten sich auf ein Wiedersehen mit ihren Reiterkameraden, das Highlight ihrer Sommerferien.

Tag 1. Ankunft auf Gut Perdoel bei unbeständigem Wetter, aber bester Laune. Nach und nach kommen alle Jungs mit Sack und Pack angereist. Bei erster Betrachtung sind wir schwer beeindruckt, die Gebäude und die landwirtschaftlichen Maschinen sind einfach „Giga“ wie die Jugend zu sagen pflegt. Aber jetzt ist erst einmal Reiten angesagt. Heike Petersen begrüßt alle Gäste und Kinder und bildet Gruppen die ungefähr einen ähnlichen Leistungsstand haben. Auf dem super Sandplatz hinter einer der historischen Feldscheunen herrschten beste Bedingungen.

1. Gruppe: Freies Reiten nach Weisung der Richterin sozusagen, alle Jungs trabten mit ihren Ponys über Stangen und Cavalletties.

2. Gruppe: Reiten über eine Hindernisreihe ohne die Zügel zu benutzen. Das erfordert Geschick und Mut.

3. Gruppe: Durch die Reihe reiten ohne die Zügel zu benutzen und mit den Händen in der Hüfte. Ole Heitmann sprang sogar noch ohne Bügel. Das ist gut für den Beinschluss.

Nach dem Reiten war eine Stärkung von Nöten. Die mitgebrachten Picknickkörbe wurden unterm Carport zu einem stattlichen Büffet aufgebaut. Nach dieser Stärkung waren wir bereit für eine Hofführung. Maschinen, Hallen, Feldscheunen und sogar die zum Hof gehörende Biogasanlage wurden genauestens vom Hausherrn erklärt und beschrieben.

Danach sind die Eltern mit den Pferden wieder nach Hause abgereist. Nur Heike Petersen, Bianca Bauer, Heike Volbert und natürlich Kerstin und Ludwig Hirschberg waren mit einem Haufen wilder Jungs geblieben. Die Jungs widmeten sich Ihrem ersten „Projekt“. Wir bauen ein fahrtüchtiges Floß. Hier war eigentlich zum ersten Mal Teamgeist gefragt, was nur dürftig klappte. Einige haben gebaut, während andere nur schlaue bzw. weniger schlaue Sprüche machten. Was das Ganze nicht unbedingt beschleunigte. Aber Teamgeist war ja genau das Thema des Camps. Mal sehen wie es weitergeht. Nach viel hin und her wurde das Floß zu Wasser gelassen und zum See manövriert. Danach war Abendbrot und irgendwann nach Winnetou 2 hatten dann alle Ihr Nachtlager bezogen und vielleicht auch ein wenig geschlafen.

Tag 2. Der eingeteilte Küchendienst macht zum Großteil das Frühstück. Danach erfolgte zügig die Abreise nach Trappenkamp. Dort angekommen, sammelten wir Tim Streichert ein und gingen geradewegs zum Kletterpark, wo bereits zwei nette Mitarbeiter auf uns warteten. Nun sollte das Thema Teamgeist nochmal genauer bearbeitet werden. Mit der Überschrift Teamtraining wusste keiner so genau etwas anzufangen, aber je länger die Jungs aus der Reserve gelockt wurden, war klar, was „Mann“ alles erreichen kann, wenn alle an einem „Strang“ ziehen. 11m freier Fall war danach Ehrensache und Heike haben Sie auch noch aufgebaumelt, was ihr sichtlichen Spaß bereitete. Jetzt hatten alle Hunger und eine Stärkung im Parkrestaurant war dringend angesagt. Nach dieser Stärkung wartete auch schon die Falknerei, als nächster Programmpunkt. Heike hatte für uns alle Karten vorbestellt und so brauchten wir uns noch nicht einmal anzustellen und schon ging’s los. Die Vögel waren sehr groß und flogen zum Teil auf Tuchfühlung über unseren Köpfen. Einer hatte einen weiteren Ausflug gemacht, kam aber pünktlich zum Ende der Vorstellung zurück. Uns wurde eindrucksvoll vorgeführt, was mit Vertrauen und Kontinuität in der täglichen Arbeit alles möglich ist. Einige Parallelen lassen sich auch zu unserer Arbeit mit dem Pferd ziehen. Am Ende dieses schönen Tages verabschiedeten wir Tim wieder und fuhren zurück zum Gut. Dort angekommen, hatten die Jungs etwas Freizeit und danach stand Grillen auf dem Programm. Als Einschlafhilfe gab es wieder Winnetou 3 – ein Film auf dem Großformat an der Seitenwand des Lagers war nun zum abendlichen Ritual geworden. Die Erwachsenen hatten nun Feierabend und Ruhe kehrte ein. Heike Volbert fuhr nach Hause und wurde am nächsten Morgen von Marion Wenzel abgelöst.

Tag 3. Nach dem Aufstehen hat der eingeteilte Küchendienst zum Frühstück gebeten. Nach der Frühstärkung ging es zum Laserschießen. Ein Jägerkollege von Familie Hirschberg baute uns seine Anlage auf und erklärte, wie man ins Schwarze trifft. Schnell war klar, wer ein ruhiges Händchen dafür hat. Leo von Schmeling wurde aufgrund des Hamburger Schulferienendes vorzeitig von seiner Familie abgeholt. Das mitgebrachte Kanu sollte nun zum Einsatz kommen. Also ging es zu Fuß vom Gut zur nicht weit entfernten Perdoeler Mühle, einem Restaurant am idyllischen Belauer See. Dort an der Badestelle wurde nach Herzenslust gepaddelt, geschwommen und auch gekentert. Ausgetobt und frisch gewaschen, fand der Kuchen und das Eis, welches es reichlich gab, natürlich reißenden Absatz. Auf dem Rückweg sind alle Jungs nochmal durch die „Hohle Eiche“ geklettert. Weil das Schießen am Vormittag so viel Anklang fand, durfte -wer wollte- es am Abend gleich nochmal versuchen. Nach dem Lagerfeuer und gemeinsamen Grillen mit Stockbrot im Park, zogen sich alle erschöpft in ihr Nachtlager zurück und bei „Winnetou unter Gaiern“ schlummerten die müden Krieger dahin.

Tag 4. Der Küchendienst bereitet das letzte Frühstück vor und danach reisen auch langsam alle Eltern wieder mit Pferd im Handgepäck an. Ein Ausritt über die Stoppelfelder war unser Ziel. Beim Satteln konnte man merken, dass das Camp Spuren hinterlassen hat. Jeder hat sich hilfsbereit gezeigt und ausgeholfen, wo Not am Mann war, ohne Maulen gewartet bis der Letzte aufgesessen war und es los gehen konnte. Wie nun alle ein Pferd oder Pony unterm Hintern hatten, blies Opa Peter Bauer auf der Trompete „Aufbruch zur Jagd“. Die Meute versammelte sich auf dem Rasen und nach einer kleinen Ansage ging es los. Die Zuschauer sind mit dem Auto zum Stopp am Badesee gefahren. Zwei Jungs - aus Sicherheitsgründen von den Müttern an der Hand begleitet - ritten auf direktem Weg zum See. Dort angekommen, war großes Pferdeplanschen angesagt und alle hatten sichtlich Spaß. Danach gab es einen Sattel Stopp beim Restaurant und nach kühlen Getränken konnte der Rückritt bzw. Rückmarsch angetreten werden. Ohne Verluste zu beklagen, waren alle Reiter wieder heil angekommen. Als die Pferde versorgt waren, gab es noch ein letztes Mal Essen unter dem so gemütlichen Carport. Heike und auch Fam. Hirschberg hielten zum Abschluss noch eine kleine Rede und allen war klar: „Wir sind gespannt was Heike sich das nächste Mal einfallen lässt.“ „So ein schönes Sommercamp-Erlebniss wie auf Gut Perdöl wird verdammt schwer zu toppen sein.“ Vielen Dank an Kerstin und Ludwig Hirschberg, dass wir zu Gast sein durften. Mit den als Abschiedsgeschenk überreichten „Jungs aufs Pferd“ Caps, traten die Teilnehmer „gut behütet“ den Heimweg an.

Dabei waren: Tim Luca Bauer, Niklas Bruhn, Lukas Hawer, Ole Heitmann, Karl-Ludwig Hirschberg, Max und Georg Käber, Patrick Soballa, Tom-André Trinczek, Leo von Schmeling, Jan-Luca Schmidt, Lutz Ole und Phillip Volbert und Laurens Wenzel.